Warum 6 Sekunden dein Leben verändern können

Was Emotionen wirklich sind – und wie du mit einer kleinen Pause Großes bewirken kannst

Im Rahmen meiner Advanced-Teacher-Ausbildung in Energy Medicine Yoga beschäftigen wir uns gerade intensiv mit dem Thema Traumaheilung. Dabei stoße ich immer wieder auf Videos, die mich tief berühren – und zum Nachdenken bringen.
Eines davon hat mir besonders eingeleuchtet: ein Vortrag von Josh Freedman, dem CEO der Organisation Six Seconds, die sich weltweit für emotionale Intelligenz einsetzt.

In seinem Video erklärt Josh auf einfache, aber eindringliche Weise, was Emotionen auf biochemischer Ebene wirklich sind – und warum es so hilfreich ist, sechs Sekunden innezuhalten, wenn wir emotional reagieren.

Emotionen sind Chemie – und Botschafter

Vielleicht hast du schon mal gehört, dass Emotionen Botenstoffe sind. Josh spricht in seinem Vortrag darüber, wie unsere Emotionen nicht nur im Gehirn, sondern im gesamten Körper produziert und wahrgenommen werden. Besonders im Hypothalamus, im Darm, in der Wirbelsäule – und sogar zwischen uns Menschen.

Diese chemischen Botenstoffe wirken wie kleine Schlüssel, die zu bestimmten Schlössern (Rezeptoren) in unseren Zellen passen. Wenn sie dort andocken, verändern sie die Zelle – ihr elektrisches Potenzial, ihre Aktivität, ihre Ausrichtung.
Die Zelle beginnt, neue Chemikalien zu produzieren, die sich wiederum auf andere Zellen auswirken. Eine Art biochemische Kettenreaktion beginnt: die sogenannte emotionale Kaskade.

Der Zauber der sechs Sekunden

Das Faszinierendste:
☝️ Jede einzelne dieser Botenstoffe wirkt nur etwa sechs Sekunden lang.
Wenn wir es also schaffen, in einer intensiven Situation kurz innezuhalten, stören wir diesen Fluss. Wir unterbrechen die Kaskade – und verhindern, dass sich das ganze System „hochschaukelt“.

Was viele Menschen (inklusive mir!) unbewusst tun: Wir füttern die Emotionen weiter, indem wir innerlich Sätze wiederholen wie „Das darf doch nicht wahr sein!“ oder „Wie konnte er nur?!“ – und jedes Mal wird eine neue Welle chemischer Impulse ausgelöst.

Vom Reiz zur Reaktion – und was dazwischen liegt

Was also tun?
Josh empfiehlt, in diesen sechs Sekunden die bewusste Entscheidung zu treffen, die Gehirnaktivität zu verschieben:
Weg vom limbischen System (unserem Reaktionszentrum) – hin zur Großhirnrinde, dem Ort von Sprache, Reflexion, Entscheidungen.

Das geht z. B. so:
– Rechne im Kopf 6×7.
– Stell dir vor, wie du einen Kuchen sechsmal größer backst.
– Sag dir einen Zungenbrecher auf.

Das Ziel ist, für etwa sechs Sekunden eine Aktivität zu wählen, die dein rationales, reflektierendes Denken aktiviert. Dadurch verbindest du wieder alle Gehirnteile miteinander – und gewinnst Kontrolle über deine Reaktion.

Josh nennt das die „Six Seconds Pause“ – eine einfache, aber tiefgreifende Übung, um emotionale Intelligenz zu trainieren. Und ich finde: Sie passt wunderbar zur Achtsamkeitspraxis im Yoga.

Körperwissen nutzen

Ein spannender Aspekt, den Josh ebenfalls anspricht:
Emotionen hinterlassen körperliche Spuren. Manche Menschen spüren sie im Bauch, andere im Rücken oder Nacken. Ich selbst trage sie oft im Herzbereich.
Wenn wir lernen, diese Signale zu deuten, können wir bewusster damit umgehen – und wieder in unsere Mitte zurückfinden.

Fazit: Kleine Pause, große Wirkung

💡 Emotionen sind nichts, was wir „wegdrücken“ müssen – sie sind Teil unseres biologischen Überlebenssystems.
Aber wir dürfen lernen, mit ihnen zu tanzen, statt uns von ihnen überrollen zu lassen.

Diese sechs Sekunden sind für mich ein kleines, magisches Fenster der Selbstregulation.
Probier’s mal aus – vielleicht schon beim nächsten Streit, beim nächsten Stressmoment oder einfach, wenn du merkst, dass dein Körper in Alarmbereitschaft geht.